Kinga Glyk & Opal Ocean

Am Kulturarena-Eröffnungstag darf gerechnet werden: Wie viele Konzerte werden gespielt, wie viele Bekannte treffe ich, wie viele Getränke hole ich mir. So hat Kultur durchaus auch ihre mathematische Seite. Apropos „Seite“: Diese erhielt im 17. Jahrhundert mit der musikalischen „Saite“ einen orthografischen Partner, womit wir – um diesen Bogen bis zur Zerreißprobe zu spannen – wiederum im Reich der kulturellen Zahlen wären. Denn just an diesem Eröffnungsabend werden insgesamt 16 Saiten von der Theaterhausbühne auf verschiedenste Art und Weise angeschlagen. Zwölf davon teilen sich das Gitarren-Duo „Opal Ocean“, bestehend aus Alex Champ aus Frankreich und Nadav Tabak aus Neuseeland – beide sind im australischen Melbourne beheimatet. Das Gitarrenduo beamt in hispanische Gefilde, wo die Verschmelzung von Flamenco und Rumba, viel Progressive Rock und Acoustic Metal zelebriert wird. Die fehlenden vier Saiten bringt die polnische Jazzbassistin Kinga Glyk in Schwingung, deren Herz hörbar an amerikanischem Jazz, Blues und Funk hängt. Beiden Acts gemein ist im Übrigen das Internet als Fundament ihrer Karriere. So katapultierte ein YouTube-Video, in dem Kinga Glyk Eric Claptons „Tears in Heaven" spielte, ihre Musik über Nacht in die Welt und machte die junge Frau zum Internet-Phänomen schlechthin. Nun mag man sich fragen, was hieran noch besonders sei. Doch, was andere im Pop- und Mainstream-Bereich hinlänglich vorgemacht haben, ist im Jazz tatsächlich eine beispiellose Nummer. Seither liegen drei Alben in ihrem Einkaufskorb, Musiker der ersten amerikanischen Jazzliga spielen ihre Kompositionen. Und auch der Bekanntheitsgrad von Opal Ocean wurde durch das Online-Verbreitungsprozedere maximal gesteigert. Die beiden Straßenmusiker erlebten mit dem Release ihres ersten Albums „Lost Fables“ Ende 2016 ihren Durchbruch, der sich in millionenfach geklickten und hundertausendfach geteilten Videos niederschlug. In der analogen Welt zählen nun diese „Sixteen Strings“ den Beginn des Arena-Konzertsommers 2018 an: A one, a two... a one, two, three, four ...